Ich habe am 7.01.2013 an einer philosophischen Diskussion zum Thema “Grenzen erfahren, Grenzen überschreiten” mit dem Referenten Markus Melchers teilgenommen.
Hier ist mein persönliches Protokoll:
Die Diskussionsrunde wurde mit folgenden drei Zitaten eingeleitet:
- John Locke: „Glück und Unglück sind zwei Zustände, deren äußerste Grenzen wir nicht kennen.“
- Ernst Jandl: “Dem Denken sind keine Grenzen gesetzt. Man kann denken, wohin und soweit man will.”
- Konrad Adenauer: “”Das hat der liebe Gott nicht gut gemacht. Allen Dingen hat er Grenzen gesetzt, nur nicht der Dummheit.”
Folgende Stichpunkte sind von mir so verstandene Zitat- und Gedankenschnipsel aus der Diskussion:
- Es gibt äussere Grenzen. Gibt es auch innere?
- Konrad Adenauer muss den Spruch von Einstein gekannt haben: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
- Man kann z.B. die Alkohol-Grenze überschreiten.
- Grenzüberschreitungen sind Ausnahmesituationen.
- Es gibt physische Grenzen. Es macht Sinn diese kennen zu lernen.
- Der Mensch braucht ca. 45 cm Abstand zu anderen Menschen, ansonsten fühlt er sich unwohl.
- Menschliche Verhaltensregeln sind auch Grenzen. Diese sollten normalerweise eingehalten werden. Ausnahmen müssen genau überdacht werden.
- Innerhalb der Grenzen lebt man bequem, braucht nicht denken, kann aus dem Affekt handeln, fühlt sich sicher.
- Kabertisten sollen Grenzen überschreiten.
- Mein Freiraum endet bei der Grenze des anderen. Wenn ich aber Angst habe diese Grenze zu überschreiten, enge ich mich im Laufe der Zeit ein.
- Der Akustische Freiraum beträgt ca. 6 m. Sind Geräusche näher, fühlt man sich gestresst.
- Was ist der Unterschied zwischen Grenzen, Schranken, Regeln, Ethische Grenzen?
- Schranken sind ab und zu durchlässig.
- Viele Menschen grenzen sich ein, wirken wie unter einer Dunstglocke (wenn sie mit Handys durch die Stadt laufen).
- Es gibt natürliche/physikalische Grenzen: Mauern, Flüsse,… die nicht (ohne weiteres) überwunden werden können.
- Es gibt metaphorische Grenzen, von Menschen gezogen.
- Wem gehört die Grenze zwischen uns beiden?
- Gehört die Grenze zum Objekt, ober sagen wir Menschen “dort ist die Grenze des Objekts”?
- Grenze leitet sich vom altpolnischen Wort granica (Granit) ab und bedeutete damals den Grenzstein.
- Gott war der erste Grenzensetzer (“Du sollst nicht …”)
- Der Mensch verschiebt damit die Verantwortung an Gott.
- Unser dreidimensionales Denken begrenzt unsere Phantasie. Wir können uns ein grenzenloses, unendliches Universum nicht vorstellen.
- Grenzüberschreitungen wurden von Politik und Religion schon immer bestraft.
- Querdenker sind Grenzüberschreiter (Kopernikus, Darwin,…). Sie haben die Wirklichkeit anders interpretiert, als alle anderen.
- Das Universum schafft durch Evolution ständig neue Grenzen. Beim Entstehen neuer Teilchen/Zustände/Systeme entstehen neue Eigenschaften mit neuen Grenzen.
- John Locke sagt mit seinem Zitat, dass Grenzen nicht auf Gefühle anzuwenden sind.
- Gibt es überhaupt Grenzen, oder wollen wir sie nur haben?
- Das Gefängnis ist ein sehr sicherer Ort, weil die Grenzen sehr deutlich sind.
- Auch Tiere haben Grenzen (Territorien).
- Wir sind dazu angehalten Wissensgrenzen ständig zu überschreiten.
- Man kann Grenzen dehnen, wie ein Territorium. Aber dringt man in das Territorium des Nachbarn ein, hat man dessen Grenze überschritten.
- Es scheint, dass der Mensch darauf programmiert ist, sich ständig auszudehnen (auch körperlich ;-)).
- Beim Landgrabbing sind moralische Grenzen überschritten, aber nicht ökonomische.
- Wo verläuft die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation?
- Mythos: Die Menschheit ist irgendwann aus der Natur heraus getreten.
- Mythos: Es gibt primitive Völker.
- Der Tod ist eine Grenze, die nicht aufgehoben werden kann.
- Die Sprache ist das Grenzziehungsintrument, dass wir nicht hintergehen können.
- De-finitio (be-enden): Definieren heißt Grenzen stecken.
- Man kann einen “Standpunkt” “umschreiben” oder sich be-/ein “schränken”
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Eine Grenze kann man sowohl von innen als auch von außen beschreiben.
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Um mich erkennen zu können, brauche ich den anderen. Meine Innengrenze ist seine Außengrenze.
- Die Menschheitsgeschichte beginnt mit einer Ausgrenzung (Vertreibung aus dem Paradies)
Schlusszitate:
- Ludwig Wittgenstein: “Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgendeines schlichten Unsinns und Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenze der Sprache geholt hat.”
- Pearl S. Buck: “Die Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei ist nur schwer zu ziehen: Stecken Sie sich einen Ring in Ihre Nase, und Sie sind eine Wilde; stecken Sie sich zwei Ringe in Ihre Ohren, und Sie sind zivilisiert.”
Siehe auch “Von den Grenzen des Universums”
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