Sinnfelder

In diesem Kapitel greife ich die Gedanken von Markus Gabriel auf, die er in seinem Buch “Warum es die Welt nicht gibt” schreibt.

Er behauptet und leitet es auch logisch her, dass es eine alles einschließende, umfassende Welt, ein Ganzes nicht gibt.(Auch wenn er mich an dieser Stelle noch nicht überzeugt hat). Dafür gibt es aber unendlich viele Themenbereiche (“Sub”-welten, Hintergründe, Rahmen) die er Sinnfelder nennt. Diese Sinnfelder überschneiden sich teilweise, aber existieren auch unabhängig voneinander. So ist das Universum nur ein Sinnfeld unter unendlich vielen. Andere sind z.B. Romane, Religionen, Kulturen, Systeme, das innere meines Frühstückeis, … eben alles, womit sich unser Geist beschäftigen, bzw. in ihnen existieren kann. Demnach ist Peter Pan genau so existent wie Jesus Christus oder George Washington, aber jeweils nur in deren Sinnfeldern.(Vorsicht: hier muss zwischen “Existenz” und “Wahrheit” unterschieden werden.)

Der Inhalt eines Buches kann z.B. nicht mit der Physik beschrieben werden, weil dies zwei verschiedene Sinnfelder sind.
Man kann diese Sinnfelder in etwa mit den Welten in  Michael Endes “Unendliche Geschichte” vergleichen.
Ein Gegenstand (Erscheinung, Tatsache) kann nur zusammen mit einem Sinnfeld existieren.

In diesem Zusammenhang definiere ich das Wort Wahrnehmung wie folgt:
Eine Wahrnehmung ist ein Übertragen einer Erscheinung von einem Sinnfeld in ein anderes.
Z.B. ist die Struktur eines Baumstamms für einen Baum sinnvoll für seine Existenz (Sinnfeld 1). Wenn ein Mensch ihn längs entlang in Bretter sägt, kommt eine schöne Holzmaserung zum Vorschein (Sinnfeld  2). Man könnte den Baumstamm aber auch in Scheiben schneiden und die Maserung wäre eine andere (ebenfalls Sinnfeld 2, aber mit anderer “Wahr-Nehmung”).
Eine Erscheinung kann ohne ein Sinnfeld nicht existieren (griechisch: hervorkommen, entstehen). Sie braucht immer einen Hintergrund, also ein Sinnfeld. Nun ist es eine Frage dieses Hintergrundes, wie wir diese Erscheinung wahrnehmen, bzw. interpretieren.
Weiteres Beispiel von Wahrnehmung: Ein optimist sieht ein graues Quadrat vor einem dunklen Hintergrund und sagt “Es ist hell”. Der Pessimist, der glaubt, dass es normalerweise immer hell ist (nur bei ihm nicht), sieht dass Quadrat entsprechend düster.

Der Spruch “Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen” bedeutet in diesem Zusammenhang, einen Gegenstand (Erscheinung oder Tatsache) so zu positionieren, dass sie in zwei Sinnfeldern einen Vorteil bringen.
Beispiel: Eine schicke Jacke kaufen steigert mein soziales Ansehen (Sinnfeld 1) und schützt mich vor der Kälte (Sinnfeld 2).
Allerdings, um in diesem Beispiel zu bleiben, ergibt sich im Sinnfeld 3, meinem Konto, ein Nachteil.

Mir gefällt diese Darstellung der Welt, besser gesagt, der Welten, sehr gut aus folgenden Gründen:

  • Sie widerlegt den Monismus und damit den Materialismus und entzieht auch dem Nihilismus seine Grundlage.
  • Sie ist nah an unseren Erfahrungen, näher als die Ansicht, dass alles nur aus Materie und Physik bestünde.
  • Erfahrungen wie Liebe, Schönheit und Musik haben Platz in ihr.
  • Sie ist mit dem Christentum vereinbar (Religionen passen sogar sehr gut in diese Sichtweise, da sie Sinn stiften).

Allerdings sind diese Gedanken etwas gewöhnungsbedürftig, da wir Westkulturisten uns ein Leben lang daran gewöhnt haben, dass alles nur in unserem physikalischem Universum stattfindet.
Mehr dazu in “meine Weltanschauung“.

2 Responses to Sinnfelder

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